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Das Forum Unternehmenskommunikation möchte den Dialog zwischen Gestaltern, Kommunikatoren und Unternehmensverantwortlichen stärken und verbindet den interdiziplinären Austausch mit Forschung und Wissenschaft, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Olaf Leu Portrait

Das Forum Unternehmenskommunikation bietet eine Plattform für den Dialog über die Kommunikationsprozesse von Marken und Unternehmen. Die Veranstaltung findet dieses Jahr das vierte Mal auf Initiative von Heisters & Partner und der Hochschule Mainz in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Allgemeinen Buch als Mediapartner statt und begrüßt auch 2025 im F.A.Z.-Tower Persönlichkeiten aus Design, Publizistik, Forschung und Wirtschaft zum interdisziplinären Austausch.

Knowledge

Das Forum Unternehmenskommunikation wurde 2003 von der Fachhochschule Mainz gemeinsam mit Heisters & Partner und dem Präsidenten der DPRG,  Jürgen Pitzer, ins Leben gerufen und bietet eine Plattform für den Dialog über Kommunikationsprozesse von Unternehmen und Marken mit ihren Stakeholdern.

Die Veranstaltung findet dieses Jahr zum vierten Mal statt und durfte in der Vergangenheit renommierte Persönlichkeiten aus Design, Publizistik und Wirtschaft zu ihrem Kreis zählen. Das Forum profitiert dabei von der Verknüpfung unterschiedlicher Sichtweisen und versteht sich als Impulsgeber und Knowledgebase.

In der neuen Publikation von Valentin Heisters und Olaf Leu – erschienen im Februar im Verlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung – wird der Dialog nun fortgesetzt und die Grundlage einer neuerlichen Auflage des Gesprächskreises gelegt.

Heisters & Partner,
Corporate & Brand Communication

Heisters & Partner ist ein Büro für Kommunikationsdesign, welches Branding, Content und Digital verbindet, um begeisternde Marken­erlebnisse zu schaffen. Als inhaber­ge­führte Agen­tur bündelt Heisters & Partner seine Erfah­run­gen und Kom­pe­ten­zen in der Ent­wicklung von eigen­stän­digen Erschei­nungs­bildern für Unter­nehmen, Marken und Insti­tuti­onen. Das Büro konzentriert sich auf die Kern­felder Unter­neh­mens- und Finanz­kommu­nikation, Corporate Identity, Corporate Design und Online-Auftritte.

Valentin Heisters,
Heisters & Partner
Valentin Heisters Portrait

Hochschule Mainz

Die Fachhochschule Mainz ist der Initiator des Forums. Acht Jahre lang bewertete das Analyseteam der Fachhochschule Mainz im Auftrag des manager magazins den visuellen Auftritt von Geschäftsberichten und entwickelte dabei anerkannte Kriterien zur Bewertung von Unternehmenskommunikation, welche bis heute die Arbeit des renommierten CCI Corporate Communication Institute prägen. Diese Arbeit mündete in der Initiative, Wirtschaftsvertretern, Kommunikationsexperten und Vertretern aus Forschung und Design ein interdisziplinäres Forum zur Entwicklung neuer Perspektiven zu bieten. Der Präsident der Hochschule Mainz eröffnete die Veranstaltungsreihe mit der Fragestellung: „Wann wird Kommunikation als authentisch wahrgenommen und wo verliert sie sich in mehr Schein als Sein und wird zur Kulisse?“

Hochschule Mainz,
Campus
Außenansicht von der Hochschule Mainz

Frankfurter Allgemeine Buch

Frankfurter Allgemeine Buch ist der Buchverlag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und verlegt Sach- und Fachbücher und Ratgeber in den Themenfeldern Finanzen, Kommunikation, Management, Politik & Gesellschaft und Karriere & Erfolg. Neben Redakteurinnen und Redakteuren der F.A.Z. und F.A.S. gehören qualifizierte Expertinnen und Experten verschiedener Bereiche zum Autorenstamm. Der Verlag ist Mediapartner und diesjähriger Gastgeber des Forums Unternehmenskommunikation im F.A.Z.-Tower und publiziert seit dem ersten Forum die Schriften von Olaf Leu und Valentin Heisters, die begleitend zu den Veranstaltungen erschienen sind.

Frankfurter Allgemeine Buch,
F.A.Z.-Tower

TDC – Type Directors Circle

Olaf Leu, der die Idee des Type Directors Club 1964 in New York „erkannte“, brachte 1965 erstmals amerikanische Gestaltung nach Deutschland. Als eines der heute fünf ältesten „Lifeme members“ des amerikanischen TDC, griff er die ursprüngliche Idee der 20 Gründerväter des New Yorker Clubs vom Oktober 1946 auf: Im kleinen Kreis – einem Zirkel – Personen „zusammenzubringen“, die sich etwas „zu sagen, zu berichten“ haben, und übersetzte sie in unsere heutige Zeit. Insofern wurde aus dem CLUB – ein CIRCLE. Leu gründete ihn 2023 in Wiesbaden und schuf damit einen Kreis von Gestaltern und Wissenschaftlern, die sich zu Gestaltpositionen und Forschung austauschen. Gäste waren u. a. Otmar Höfer, Linotype / Monotype, Schriftgestalter Stephan Müller, Berlin, und Prof. Dirk Wachowiak, Trier, sowie die Kommunikationsberaterin Dr. Ulrike Posselt.

Type Directors Circle,
26. Oktober 2024, Mainz
Bild von der Veranstaltung Type Directors Circle
Publications

Im Zuge des Forums Unternehmenskommunikation erscheinen Publikationen, die inhaltlich an die Themen und die Ideen des Forums anknüpfen und diese dokumentieren und weiterführen. Als neuestes Buch in dieser Reihe möchten wir das Werk „Haltung, Substanz, Integrität – Wirksame Kommunikation im Zeitalter der digitalen Hypertransparenz“ von Valentin Heisters und Professor Olaf Leu (Hg.) vorstellen, welches 2025 im Buchverlag der F.A.Z. erschienen ist.

Haltung, Substanz, Integrität

Frontansicht vom Buch Haltung, Substanz, Integrität

Heisters und Leu zeigen in ihrem neuen Buch, wie Unternehmen durch Authentizität und Eigenständigkeit erfolgreich mit den Herausforderungen der digitalen Hypertransparenz und dem Wandel von Werten und Kommunikationsverhalten umgehen. Das Buch überprüft und hinterfragt die landläufigen „Purpose-Thesen“ und zeigt im Dialog mit Vordenkern und Praktikern aus Design, Wirtschaft und Forschung Widersprüche und Lösungen auf, um den Unterschied zwischen üblichen „Public Relations“-Umgangsformen und echtem Commitment sichtbar zu machen.

Valentin Heisters

Autor

Valentin Heisters ist ein anerkannter Kommunikationsberater und Gestalter. Mit Amöne Schmidt führt er die Agentur Heisters & Partner, Corporate & Brand Communication, die mit zahlreichen Awards (u. a. manager magazin, D&AD, red dot, if design award, DDC Award) für herausragende Leistungen ausgezeichnet wurde. Er ist Initiator und Gründer des „Forums Unternehmenskommunikation“, welches den Dialog zwischen Industrie, Wissenschaft und Design fördert. Für das manager-magazin bewertete er die beste Online-Finanzberichterstattung und die Gestaltung von Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten. Als Gestalter arbeitet er für internationale Kunden und setzt sich in seinen Projekten für Stakeholderorientierung und Nachhaltigkeit ein. Zu seinen Klienten gehören neben weltweit operierenden Blue Chips führende familiengeführte Unternehmen. Er ist Autor zahlreicher Vorträge und Fachbeiträge. Mit Professor Olaf Leu veröffentlichte er bei der F.A.Z. im Jahr 2003 das Standardwerk „Geschäftsberichte richtig gestalten“ sowie 2025 das Werk „Haltung, Substanz, Integrität“. Schwerpunkt der Arbeit von Heisters & Partner sind Strategie, Kommunikation und Design in den Bereichen Markenführung, Corporate Identity & Design, Employer Branding sowie der Nachhaltigkeits- und Finanzkommunikation.

Portrait von Prof. Olaf Leu

Prof. Olaf Leu

Herausgeber

Olaf Leu, geb. 1936, international bekannter Typograf und Gestalter, zählt zu den anerkanntesten deutschen Designern. Sein Werk wurde mit mehr als 300 nationalen und internationalen Auszeichnungen gewürdigt. Er ist „Lifetime member“ des Art Directors Club und des Type Directors Club New York, Ehrenmitglied der TGM und Mitbegründer des DDC sowie Autor vieler Fachbücher zum Thema CD / CI. Als Professor für Corporate Design hat er mit den Schwerpunkten Corporate Identity und Design weltweit Ansehen erworben und als Berater viele Unternehmensauftritte geprägt. Er repräsentierte für das Goethe-Institut deutsches Design auf allen Erdteilen. In den USA arbeitete er mit Designgrößen wie Lou Dorfsman und Herb Lubalin zusammen. Dorfsman von CBS sagte über ihn: „Das Höchste, was ich über Olaf Leu sagen kann, ist, dass er über­all bedeutend wäre, sogar hier in New York, wo die Konkurrenz am schärfsten ist.“ Als Vordenker prägt er bis heute den Diskurs über die Entwicklung von Corporate Identity und Corporate Design. Als leitendes Jurymitglied des manager-magazin-Jahreswettbewerbs „Die besten Geschäftsberichte“ entwickelte er mit seinem Team anerkannte Standards zur visuellen Aufbereitung und Bewertung von Unternehmenskommunikation und Geschäftsberichten, die bis heute die Arbeit des renommierten „Corporate Communication Institute“ prägen.

„Haltung erhält gerade dann eine Relevanz, wenn sie inmitten von Veränderung steht.“
Dr. Thomas Gauly,
Gauly Advisors
Portrait von Dr. Thomas Gauly
Auszüge aus dem aktuellen Buch:

Ein neues Verständnis von Corporate Identity – Werte mit Stakeholdern teilen

Dieses Buch vertritt eine möglicherweise idealistische Haltung, denn es geht davon aus, dass die Zeit, in der Unternehmen das eine beabsichtigen und dabei das andere sagen, vorbei ist. Es vertritt den Standpunkt, dass Kommunikation nicht wie ein Werkzeug eingesetzt werden kann, um spezifische Ziele durch eine Änderung der Einstellung von Zielgruppen zu erreichen – sondern dass Kommunikation vielmehr als dialogisches Geschehen zu begreifen ist, das Unternehmen ermöglicht, die Einstellungen ihrer Zielgruppen zu erkennen, um diese in eine Beziehung zum eigenen Handeln setzen zu können. Ziel ist es, zuzuhören und die Bedürfnisse und Werte der Stakeholder zu verstehen und durch einen dialogischen Austausch und das Entwickeln gemeinsamer Werte eine Verbindung herzustellen, welche Basis für ein erfolgreiches unternehmerisches Handeln sind. Dabei verfolgt dieses Buch dies nicht aus moralischen Gründen, sondern aus der Überzeugung, dass dieser Ansatz heute weit wirksamer ist als der „alte Plan“, die Öffentlichkeit durch PR und werbliche Propaganda zu beeinflussen.

Der Grund für dieses Vorgehen ist die Tatsache, dass es keine Wissensmonopole mehr gibt und die Öffentlichkeit heute in Echtzeit über vielfältige und umfassende Informationen über Unternehmen und Produkte verfügt, die eine einseitige Darstellung zunehmend sinnlos erscheinen lässt. Christof Ehrhart schreibt dazu: „Das Verhältnis zwischen Unternehmen und sozialem Umfeld kann nicht mehr von einseitiger Beeinflussung oder Überzeugung geprägt sein. Vielmehr müssen Unternehmen die Fähigkeit entwickeln, soziale Interessenlagen bei den eigenen Mitarbeitern wie bei externen Stakeholdern zu erkennen, zu verstehen und in ihre Position einzubinden: Corporate Empathy – die Fähigkeit, als Organisation die Inte­ressen und Bedürfnisse relevanter Anspruchsgruppen nicht nur zu erkennen, sondern sie sinnvoll in die unternehmerische Entscheidungshilfe einzubringen – wird so zum wesentlichen Erfolgsfaktor.“  10 So wird der Schlüssel für erfolgreiches wirtschaftliches Agieren nicht darin liegen, standardisierten Forderungslisten gerecht zu werden – oder Pflichtenhefte zur Nachhaltigkeit abzuarbeiten –, sondern vielmehr darin, aus der Kommunikation mit seinen Stakeholdern entscheidende Vorteile zu ziehen. Es geht heute darum, dass Unternehmen ihre Stakeholder und deren Entwicklung verstehen, deuten und weiterdenken können; es geht um das Finden von gemeinsamen Werten und darum, diese durch die Leistungen und Produkte des Unternehmens zu realisieren und wahr werden zu lassen. Dies erfordert sowohl ein Umdenken in der Mentalität und im Verständnis von Unternehmensführung als auch ein Umdenken im Verständnis von Kommunikation. Keineswegs heißt dies aber, dass Unternehmen nicht mehr das primäre Ziel verfolgen sollen, Wertschöpfung zu betreiben, um Gewinne zu erwirtschaften. Es bedeutet vielmehr, dass Unternehmen heute darauf angewiesen sind, die Werte ihrer Stakeholder zu verstehen, zu teilen und diese mittels ihrer Lösungs- und Innovationskompetenz zu Alleinstellungsmerkmalen ihrer Produkte und Leistungen werden zu lassen. Das ist weniger idealistisch als notwendig. Es bedeutet auch nicht, die eigene Identität den Wünschen seiner Umgebung anzupassen, sondern vielmehr aus der eigenen Identität Lösungen als Beitrag einer gemeinsamen Wertebasis abzuleiten. Daher beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Frage, wie Unternehmen ihre Corporate Identity finden und entwickeln, um diese zu einem zentralen Steuerungselement ihrer Wertschöpfung zu machen.

Im grundlegenden Verständnis des Bildes von Corporate Identity mit einem identitären Kern, dem alle Impulse von innen nach außen entspringen, vollzieht sich heute ein grundlegender Paradigmenwechsel, welcher den Stakeholder immer weniger im Äußeren, als Ziel der Strategie und Kommunikation, als vielmehr im Inneren, dem Nukleus der Identity, sieht. Es geht also immer weniger darum, dass die Stakeholder das Unternehmen verstehen, als darum, dass Unternehmen ihre Stakeholder verstehen und deren Werte zu einem integralen Teil ihrer Strategie machen. Der Designer und Kommunikationsberater Peter Vetter spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die Idee von Corporate Identity heute „fluider“ verstanden werden muss und nicht mehr „aus einer zentralistischen Inside-Out-Perspektive gedacht werden kann“. Er fordert eine „Integration der Stakeholder in den Kern eines neuen Verständnisses von Identitätsdenken, das nicht mehr ohne einen direkten Bezug zu den Anspruchsgruppen auskommt.“ Dieses Aufnehmen der Stakeholder in den Kern der Identity bedeutet...

Haltung im Stakeholder-Dialog – vom Verkünden zum Kommunizieren

Der Philosoph Philipp Wüschner hat in einem Interview auf die Frage, was Haltung mit Zurückhaltung zu tun hat, geantwortet, dass in der Antike Haltung als das Kontrollieren von Emotionen verstanden wurde. Diese Vorstellung scheint so gar nicht in unsere heutige Zeit zu passen, in der uns in den sozialen Netzwerken überall ständig Haltungen begegnen, welche eher Ausdruck starker Emotionalisierung und Identifizierung sind als von Zurückhaltung und dem Kontrollieren von Emotionen. Sie scheinen genau das Gegenteil dessen darzustellen: Je emotionaler es wird, umso haltungsstärker wirken die Kommentare, sodass Haltungen und Emotionen kaum auseinanderzuhalten sind, sich viel eher gegenseitig zu bedingen scheinen. Sobald es um Haltungen geht, wird es emotional. Wer sich mit Social Media auseinandersetzt, weiß, dass das gesamte Geschäftsmodell der sozialen Netzwerke vielmehr auf dem Entfachen als auf dem Kontrollieren von Emotionen zu beruhen scheint, auf dem Freisetzen von starken Gefühlen, die sich oftmals hochschaukeln und in manchen Fällen sogar jeden Bezug zur Realität verlieren lassen und Menschen dazu bringen können, sich nicht nur online zu äußern, sondern auch Handlungen zu begehen, die Ausdruck ihrer Wut, ihrer kaum mehr zu beherrschenden Emotionalität sind.

Die Einzigen, so scheint es, die in diesem Spiel Emotionen noch zu kon­trollieren scheinen, sind die sozialen Netzwerke selbst, die es verstanden haben, die Echokammern und Algorithmen so zu steuern, dass gerade über die gezielte Steigerung der Emotionalität die Verweildauer in den Netzwerken verlängert, die Bedeutung und Abhängigkeit für den Einzelnen gesteigert und der Umsatz über gezielte Werbung und den Verkauf der ausgelesenen Profile an Werbekunden vergrößert wird.

Wie passt das zur ursprünglichen Bedeutung des Begriffs der Haltung in der Antike, in welcher das Einnehmen einer Haltung, also das Finden einer Position zu etwas, als Ausdruck der Beherrschung seiner Emotion verstanden wurde? Gerade um zu verstehen, wie Unternehmen in diesem Umfeld Haltungen gewinnen und teilen können, gilt es, die Mechanismen der digitalen Medien zu verstehen und zu analysieren, was Haltung einerseits mit der Entwicklung und dem Werden von Organisationen und andererseits mit dem Entfachen oder Kontrollieren von Emotionen zu tun hat – und welche Rolle dabei die Stakeholder und der Dialog mit diesen spielen, denn durch den beschriebenen kausalen Bezug wird klar: Unternehmen sind hochgradig von der Einstellung der Gesellschaft und ihrer Stakeholder abhängig und fragen sich zu Recht, wie sie dieses Verhältnis in den Zeiten der digitalen Hypertransparenz gestalten und steuern können und welche Rolle dabei Emotionen spielen.

Aber beginnen wir noch einmal in den Untiefen der sozialen Netzwerke. Jeder, der aktiv in sozialen Netzwerken unterwegs ist, kennt das: Emotionen über scheinbar haltungsstarke Meinungsäußerungen schaukeln sich hoch und innerhalb kurzer Dialoge in den Kommentaren sind sie zu handfestem Streit ausgewachsen. Es gibt selten eine Versöhnung, stattdessen landen die Diskutanten zielsicher, von cleveren Algorithmen gelenkt, in Echokammern ihrer eigenen Vorurteile, wo sie die Argumente der Gegenseite nicht mehr zu hören bekommen und weiter emotionalisiert werden.

Dass aber gerade das Zuhören und Aufnehmen von Positionen der Gegenseite ein wichtiger Teil der eigenen Haltung ist und die Stimmen derer, die womöglich nicht mit der eigenen Meinung übereinstimmen, unabdingbar sind, um sich selbst zu entwickeln, zeigt ein Blick auf die neuere Kommunikationsforschung. Für Unternehmen sind die Stakeholder von großer Bedeutung, wenn sie zu ihrer Haltung finden wollen. Neue Kommunikationsmodelle wie etwa das der Kommunikationswissenschaftlerin Claudia Beutmann zur wertorientierten Unternehmenskommunikation legen nah, dass das Thema der Materialität mit den Stakeholdern eines Unternehmens, also dem Wahrnehmen und Begreifen der für den Unternehmenserfolg wichtigen Anliegen der Anspruchsgruppen, der Dreh- und Angelpunkt ist, wenn Unternehmen Haltungen finden wollen.

Doch was bedeutet „Haltung“ in diesem Kontext und was hat diese mit den Stakeholdern und deren Erwartungen zu tun? Sollten Unternehmen nicht quasi „aus sich“ heraus Grundsätze des Handelns entwickeln und aus diesen ihre Haltung ableiten? „Ja und nein“, weiß Wüschner, der über das Thema intensiv forscht. „Natürlich entwickeln Unternehmen aus ihrer Kultur he­raus Haltungen, die auf der Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und ihrer eigenen Werte und Identität beruhen, aber Haltungen haben immer auch etwas mit der Frage zu tun, wie Unternehmen den Affekten, welche die Außenwelt setzt, begegnen.“ Um sich der Frage zu nähern, lohnt sich ein Blick auf...

Haltung ganzheitlich erkennbar werden lassen – Design und Gestaltung als Strategie

Der Paradigmenwechsel des Begriffs der Öffentlichkeit, die gewandelte Bedeutung der Stakeholder und die neue Gewichtung ihrer Interessen, raus aus der ESG-Ecke in die Mitte des Unternehmens, haben auch zu einem neuen Verständnis von Corporate Identity und Corporate Design geführt. Das ursprüngliche Verständnis einer Designlösung, welche sich in ihrer Ausrichtung an der Corporate Identity eines Unternehmens orientierte, die den Nukleus jedweder strategischen Handlung, Abbildung und Botschaft des Unternehmens zentral bestimmte, wird zunehmend von einem dialogischen Ansatz abgelöst, der die Interessen und Ansprüche der Stakeholder bereits früher in das Zentrum der Corporate Identity integriert.

Gute Gestaltung wurde schon immer vom Inneren eines Unternehmens gedacht und präsentierte im von außen wahrnehmbaren Markenbild, der Brand Experience, an allen Touchpoints der Marke ein möglichst homogenes Erlebnis mit dem Ziel, Kunden auf ihrer Markenreise immer einheitlich auftretend und möglichst gradlinig zu begleiten. Durch die konzeptionelle Verbindung zum Markenkern war ein gutes Design eines Unternehmens nie eine Verpackung oder Kulisse, die am Ende des Prozesses quasi als Fassade hinzugefügt wurde, sondern ein integraler Bestandteil und Ausdruck der Identität. Peter Vetter, einer der prominenten Schweizer Gestalter, denkt hier an das Goethe-Zitat: „Denn was innen, das ist außen.“ Und beschreibt damit ein Qualitätskriterium.

Der Wandel in Unternehmen, weg vom Schwerpunkt einer Shareholder-, hin zu einer Stakeholder-Orientierung, hat mit dem Paradigmenwechsel des Begriffs von Öffentlichkeit und Kommunikation auch im Bereich der Corporate-
Identity- und Corporate-Design-Entwicklung zu vielen Veränderungen geführt. Durch die Integration der Stakeholder-Werte in den Kern der DNA wächst dem Design eine andere Rolle zu als in der Vergangenheit. Vetter bringt es mit seiner Aussage, dass Corporate Design und Corporate Identity heute „fluider funktionieren“ und sich von dem klassischen Innen- / Außen-Verhältnis zunehmend gelöst haben, auf den Punkt. Auch wenn in der Vergangenheit durchaus konzeptionell gearbeitet wurde und die Ergebnisse Früchte eines integralen Prozesses waren, wurde Design mehr im Kontext der Markenführung als Teil der Strategie eines Unternehmens und weniger als ein Teil der strategischen Unternehmenssteuerung selbst gesehen. Dazu sagt Leu: „So, wie die strategische Kommunikation als zentrales Managementelement erkannt worden ist und heute entweder in einer eigenen im Vorstand implementierten Funktion integriert ist – oder fast schon wie selbstverständlich zu den direkten Aufgabenbereichen des CEO gehört –, so wird in Zukunft auch das Design immer mehr integraler Bestandteil der strategischen Unternehmensführung und als Teil der Stakeholder-Theorie immer mehr Ausdruck der zwischen Unternehmen und Stakeholdern geteilten Werte sein.“

Das hat viel damit zu tun, dass Design heute immer weniger für das Erscheinen als vielmehr für das „Sein“ von Unternehmen steht. Der bekannte deutsche Produktdesigner Dieter Rams formulierte zehn Thesen für gutes Design und erkannte dabei: „Gutes Design ist so wenig Design wie möglich.“ 60 Rams verband damit die Forderung, das Wesentliche in den Fokus zu stellen. Heute will gutes Design nicht mehr Eindruck machen, sondern den Widerspruch zwischen dem Äußeren und dem Inneren aufheben und in seinem Erscheinen Werte zusammenführen. Man könnte auch sagen, dass Design heute die Outside-in-Perspektive der Stakeholder mit der Inside-out-Perspektive des Unternehmens verbindet, denn nachhaltige Geschäftsmodelle bauen zunehmend auf wertebasierten Haltungen und Zielen auf, welche die Ansprüche der Stakeholder aufnehmen, um im Dialog langfristig Beziehungskapital aufbauen zu können.

Das Unternehmen stellt in dieser Beziehung als Teil und Ausdruck seiner Haltung seine Produkte und Leistungen in den Dienst einer gemeinsamen, geteilten Wertebasis und verbindet diese zugleich mit einem Markenversprechen, das eine Antwort auf diesen gemeinsamen Anspruch ist. Aus einem „YOU AND ME“ wird im neuen Verständnis von integraler Unternehmenskommunikation und Markenführung heute ein „WE“.

Der Stakeholder-Dialog und die daraus abgeleitete Materialität und Gewichtung werden zu einem immer zentraleren Punkt, der zunehmend Grundlage und Ausgangspunkt für Innovationen und Wachstum wird. Damit sich Unternehmen mit einer wertebasierten Haltung in diesem Kontext erfolgreich positionieren können, gilt es, Anspruch und Wirklichkeit zu prüfen, den Kern der Unternehmenswerte zu fokussieren, diesen gegebenenfalls zu revitalisieren oder veränderten Bedingungen und Zielen anzupassen.

Dem Design kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Es ist in diesem Prozess strategisches Steuerungselement statt nur simples Visualisierungstool und maßgeblich am Ausdruck der Haltung, Substanz und Integrität von Unternehmen sowie an der Transformation von Produkten beteiligt. Design ist daher als ganzheitlicher Weg, Dinge zu gestalten, zu begreifen. „Design ist zu einem zentralen Element der Strategie geworden, und zwar nicht als visueller Ausdruck der Strategie, sondern als Entwicklungselement der Strategie selber“, sagt Professor Dr. Klaus Klemp, Managing Director der rams foundation, der daher auch die Verwendung des Wortes „Design“ kritisch sieht: „Der bessere Begriff wäre der Begriff der Gestaltung.“ Während im Englischen „Design“ beispielsweise auch die technische Entwicklung eines Produktes beschreibt, ist die Verwendung des Begriffs im Deutschen weniger umfassend und meint meistens die Gestaltung der Form.

Wenn wir Haltung als das Meistern von Veränderungen und das Integrieren dieser Veränderung in das eigene Werden definieren, dann ist die Parallele zu gutem Design, dass es Ausdruck eben dieses Meisterns wird und in seiner Gestaltung eine Entwicklung sichtbar werden lässt. Gute Gestaltung ist eine Antwort auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Stakeholder, um diesen etwas zu geben, um ihrerseits Veränderungen beantworten zu können. Das bedeutet aus Sicht der Firmen, im Dialog zwischen dem Wesen des Unternehmens und seiner Umwelt eine optimale Antwort auf die Veränderungen und Herausforderungen zu finden, die eine dialektische und verbindende Lösung zwischen den Unternehmenswerten und den Werten der Umwelt darstellt. Wenn dies gelingt...

Event

Das vierte Forum Unternehmenskommunikation stellt in diesem Jahr die Haltung von Unternehmen in den Mittelpunkt.

Die Veranstaltung findet
am 22. Mai 2025
von 10.30 Uhr bis ca. 14.00 Uhr
im F.A.Z.-Tower in Frankfurt am Main statt und steht unter dem Titel:

Haltung zeigen – Wandel gestalten.
Unternehmenskommunikation in disruptiven Zeiten

Das Forum unter der Moderation des Journalisten und Publizisten Jan-Martin Wiarda stellt das Thema der Veranstaltung in diesem Jahr bewusst in den Kontext einer europäischen Perspektive der Unternehmenskommunikation:

FAZ-Tower,
Frankfurt am Main
  • Welche Rolle können Werte und Haltungen in einer Zeit politischer und gesellschaftlicher Paradigmenwechsel in der Unternehmens- und Markenkommunikation spielen?
  • Wie begegnen Unternehmen einer Entwicklung, in der klassische Unternehmenskommunikation und werbliches Marketing bei den Stakeholdern an Relevanz verlieren und der Diskurs in den „sozialen“ Medien zunehmend den Takt vorgibt?
  • Wie können Unternehmen ihrer Rolle, Verantwortung zu übernehmen, heute gerecht werden? Welche Bedeutung kommt dabei ihrer Markenführung, ihren Produkten und ihren Innovationen zu?
  • Welche Chancen und Risiken ergeben sich heute für europäische Unternehmen aus den Veränderungen der transatlantischen Beziehungen? Welchen Beitrag können sie zur Resilienz unserer Gesellschaft zu leisten?
  • Wie gelingt es Unternehmen, kontinuierlich Veränderungen zu implementieren und trotzdem einer Haltung treu zu bleiben? Welche Rolle spielt dabei heute der Dialog mit Kunden und Stakeholdern?

Wir wollen auch die landläufigen „Purpose-Thesen“ von Unternehmen hinterfragen und den Unterschied zwischen Marketing und Substanz diskutieren.

Auch dieses Jahr begrüßen wir zu diesen Themen hochkarätige Gäste aus Wirtschaft und Kommunikation, um mit Vertretern aus Wissenschaft und Forschung im kleinen Kreis – wie auch bei den vorherigen Veranstaltungen „ohne Publikum“ – zu diskutieren. Die Ergebnisse der Runde werden in einer Dokumentation veröffentlicht und in Auszügen über unsere Media-Partner zugänglich gemacht.

News & Stories

Deutschlandstiftung Integration // 07.04.2025

Deutschlandstiftung Integration,
Kaisersaal, Frankfurt am Main

Die Deutschlandstiftung Integration unterstützt Maßnahmen zur gesellschaftlichen und beruflichen Vernetzung engagierter Menschen und führt Projekte und Öffentlichkeitskampagnen durch, um den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken. Unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzlers setzt sie sich für die Chancengleichheit von Menschen mit Migrationsbiografie in Deutschland ein.

Die Initiative DSI Regional (
www.deutschlandstiftung.net/dsi-regional) in der Metropolregion Rhein-Main wurde 2024 von engagierten Persönlichkeiten aus dem DSI-Netzwerk ins Leben gerufen. Die Stiftung freut sich jederzeit über weitere Unterstützer:innen, die sich uns anschließen wollen. Den Auftakt von DSI Regional bildet unsere Veranstaltung, die wir gemeinsam mit der Stadt Frankfurt auf Einladung von Oberbürgermeister Mike Josef am 07. April 2025 im Kaisersaal im Römer durchgeführt haben.

„Mit DSI Regional haben wir ein Projekt ins Leben gerufen, das unsere Arbeit vertiefen wird. Die Metropolregion Rhein-Main macht den Anfang. Unser Ziel ist es, weiterzuwachsen und bei Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen für unsere Ziele zu werben“, erklärt Dr. Thomas Gauly, Gesellschafter der Deutschlandstiftung Integration.

Als Gast durfte Valentin Heisters an der Veranstaltung teilnehmen und im anschließenden Get-together erfahren, welche vielfältigen Perspektiven und Chancen sich für Menschen und die Wirtschaft in der Region ergeben. „Gerade in Zeiten, in denen rassistische Strömungen im Begriff sind, wieder Mehrheiten zu gewinnen, ist der Dialog und die Begegnung wichtiger denn je. Das Forum Unternehmenskommunikation unterstützt das gesellschaftliche Engagement der DSI“, so Valentin Heisters, Chairman des Forums.

Talk in der Aula an der Hochschule Trier // 20.05.2023

Hochschule Trier,
Werkschau 2023
Außenansicht von der Hochschule Trier

Im Rahmen der Werkschau 2023 waren Olaf Leu und Valentin Heisters Gast an der Hochschule Trier. Dabei ging es neben einem Interview mit Leu über seine Erfahrungen als Kommunikationsberater und Designer auch um das gemeinsame Buchprojekt. Unter dem Titel »Haltung, Substanz und Integrität – Design im Zeitalter der postmodernen Hypertransparenz«. sprachen Valentin Heisters und Olaf Leu darüber, wie DesignerInnen und Auftraggebende in der hypertransparenten Digitalität heute arbeiten und gestalten und wie sich das Verständnis von Corporate Design und Corporate Identity grundsätzlich verändert. Gemeinsam mit den Studenten und Lehrenden wurde im Anschluss das Thema diskutiert und die Frage gestellt, welche Rolle werbliches Marketing in Zukunft spielen wird und wie glaubwürdige Unternehmenskommunikation heute aussehen muss, um in den sozialen Netzwerken auch jüngere Zielgruppen zu erreichen. Dabei wurde dem Aspekt, dass Unternehmen heute echte Haltung zeigen müssten, da die Anspruchsgruppen heute zwischen kommunikativer Substanz und Marketing unterscheiden könnten, in der Diskussion großer Wert beigemessen. Es seien, so ein anderer Aspekt der Diskussion, vor allem die Sinnhaftigkeit und das Lösungspotenzial der Produkte, welche heute zunehmend an Bedeutung gewinnen und wichtiger seien als  Werbung und klassisches Marketing.

Teilnehmer
Bisher durften wir u. a. folgende Unternehmen begrüßen: